Lisa Gottschall
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2018 bis 30. Juni 2019


Fellow Abroad

31. Juli 2019 bis 31. März 2020


  1. Juli bis 31. Juli 2020:

am Institut für Zeitgeschichte (München)

  1. Oktober 2019 bis 31. März 2020:

am Department Ethnologie und Kulturanthropologie

der Jagiellonen-Universität (Krakau)

„Eine Art menschliche Materialkunde“: Anton Adolf Plügel und die „Rassen- und Volkstumsforschung“ in Krakau (1940–1944)



PROJEKTBESCHREIBUNG

Es handelt sich um eine Einzelstudie zur Karriere eines in Wien ausgebildeten Forschers und SS-Mannes. Der Völkerkunde-Absolvent Anton A. Plügel (1910–1945) war nicht nur seiner eigenen „völkischen Wissenschaft“, sondern auch der rassistisch-selektionistischen NS-Besatzungspolitik dienlich. Er beschäftigte sich mit einer im polnischen Hochland ansässigen Bevölkerungsgruppe, den Goralen (polnisch Górale). Als Leiter der „Rassen- und Volkstumsforschung“ am Institut für Deutsche Ostarbeit in Krakau war er zudem für umfangreiche anthropologisch-biometrische Datenerhebungen verantwortlich. Die erhalten gebliebenen, sensiblen Archivbestände zeugen von erniedrigenden Untersuchungen an einer Vielzahl von Menschen. Die Arbeit leistet einen Beitrag zur eigenen Fachgeschichte sowie zur Regionalgeschichte Polens, nimmt aber auch das problematische Erbe der Kulturwissenschaften (durch die Verwendung der „Volkstumskunde“ als nationalsozialistische Überlegenheitspropaganda) in den Fokus.



CV

Lisa Gottschall ist Dissertantin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie und Studentin der Zeitgeschichte in Wien. Ihre Forschungsinteressen liegen überwiegend im Bereich der Wissenschaftsgeschichte, der NS-Forschung und der wissenschaftlichen Biografik. In ihrer Magisterarbeit (2010) beschäftigte sie sich mit der Studienzeit eines Absolventen der Wiener Völkerkunde, dessen Tätigkeiten im Rahmen der NS-Besatzungspolitik im besetzten Polen nun auch im Fokus ihres aktuellen Forschungsprojekts stehen. Quellenstudien in mehreren Archiven führten sie unter anderem nach Berlin und Krakau. Nach dem Abschluss des FH-Studiums der Sozialen Arbeit (2011) war Lisa Gottschall mehrere Jahre hauptberuflich im Sozialbereich tätig. Von 2012 bis 2017 arbeitete sie im Psychosozialen Zentrum ESRA mit Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung und deren Nachkommen sowie Menschen mit akuten oder chronischen Traumata. Sie ist ehrenamtliche Bewährungshelferin beim Verein Neustart.



Publikationen

„Anton Adolf Plügel: NS-Schulungsleiter und Altmexikanist“, in: Andre Gingrich und Peter Rohrbacher (Hg.), Die Geschichte der Wiener Völkerkunde in der NS-Zeit (erscheint 2018); „Die Sektion Rassen- und Volkstumsforschung/Plügel“, in: Andre Gingrich und Peter Rohrbacher (Hg.), Die Geschichte der Wiener Völkerkunde in der NS-Zeit (erscheint 2018); „Wiener Völkerkunde-Absolvent und aktives NSDAP-Mitglied: Anton Adolf Plügel" (erschienen auf Polnisch unter dem Titel „Student wiedeńskiego Wydziału Ludoznawstwa I aktywny cztonek NSDAP: Anton Adolf Plügel“), in: Maj Małgorzata (red.), Antropologia I Etnologia w czasie wojny, Krakau 2015, S. 95 – 102.

"Meine Forschung": Ein Wiener Völkerkundler im besetzten Polen, Gastbeitrag von Lisa Gottschall für das uni:view Magazin

Im uni:view-Dossier "Meine Forschung" stellen DoktorandInnen der Universität Wien ihre Forschungsprojekte vor. Das Dossier läuft in Kooperation mit dem DoktorandInnenzentrum. Lisa Gottschall ist derzeit IFK_Junior Fellow. Zum Gastbeitrag

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07 Januar 2019
18:15
  • Lecture
IFK
Lisa Gottschall

„MENSCHLICHE MATERIALKUNDE“: EIN WIENER VÖLKERKUNDLER IM BESETZTEN POLEN (1940–1944)

Ein Wiener Universitätsabsolvent und SS-Mann beforscht im Auftrag Himmlers die im polnischen Hochland ansässigen Górale und arbeitet an umfangreichen Datenerhebungen zur Klassifizierung der polnischen Bevölkerung. Wie seine Forschungsergebnisse zu selektionspolitischen Empfehlungen werden, untersucht Lisa Gottschall.

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