Melanie P. Strasser
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2018 bis 30. Juni 2019


Fellow Abroad

31. August 2019 bis 30. September 2020


  1. September bis 31. Dezember 2019:

am Department of Spanish and Portuguese, Yale University (New Haven)

  1. Februar bis 30. Juni 2020:

am DEPAC der Bundesuniversität Paraná (Curitiba, Brasilien)

  1. Juli bis 30. September 2020:

am Ibero-Amerikanischen Institut (Berlin)

    



Kontakt

strasser@ifk.ac.at          

Kultureller Kannibalismus – Zum Übersetzen der Anthropophagie



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die im brasilianischen Modernismus der 1920er-Jahre proklamierte Bewegung der Anthropophagie steht – 100 Jahre nach der Unabhängigkeit von Portugal – als Reaktion auf die jahrhundertelange Kolonialisierung vornehmlich im Dienste der Konstruktion einer eigenen sprachlich-kulturellen Identität. Als Akt der Einverleibung, Verschlingung europäischer Kulturformen und ihrer Transformation in ein genuin „Brasilianisches“, wird dieser kulturelle Kannibalismus als Form des Widerstands gegen die nach wie vor wirksame Vorherrschaft Europas in Kunst, Kultur und Literatur zelebriert. Die Verschlingung des Anderen wird zur epistemologischen Metapher für die Übersetzung von Kulturen, für die Erfahrung von Alterität und zugleich Bedingung der Möglichkeit eines „Eigenen“. Im Fokus des Forschungsprojekts stehen die Verbindungen von kulturellem Kannibalismus und dem Prozess des Übersetzens sowie die Aporien, die sich aus der kannibalistischen Metapher für das Verhältnis von Original und Übersetzung ergeben.



CV

Melanie P. Strasser studierte Philosophie an der Universität Wien sowie Übersetzungswissenschaft mit Schwerpunkt auf literarischem Übersetzen am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien sowie an der Universidade do Porto, Portugal und der Universidade Federal de Santa Catarina, Brasilien. In ihrem Dissertationsprojekt befasst sie sich mit den Beziehungen zwischen der anthropophagen Einverleibungsmetaphorik in Brasilien und dem Prozess des Übersetzens. Seit 2015 promoviert und lehrt sie am Institut für Romanistik der Universität Wien. Zudem ist sie als Literaturübersetzerin aus dem Portugiesischen tätig.



Publikationen

„Der König von Babel: Kannibalismus und Übersetzen in Brasilien“, in: gem. mit Kathrin Sartingen (Hg.), Arena der Stimmen. Intermedialität und Intertextualität in Literatur und Film aus Lateinamerika, Lusoafrika und Portugal, Frankfurt/M. 2018; gem. mit Alice Leal, „Anthropophagy“, in: The Routledge Encyclopedia of Translation Studies, London/New York 2018; „Todo passado merece ser devorado’ – Algumas reflexões sobre a antropofagia da tradução“, in: Susana Kampff-Lages u. a. (Hg.), A tradução em movimento. Figurações do traduzir entre culturas de Língua Portuguesa e culturas de Língua Alemã (=Wiener Iberoromanistische Studien, Band 10), Frankfurt/M. 2017; „Sobre as ruínas de Babel – A construção da tradução em Borges“, in: Scientia Traductionis, n. 13, 08/2013.

12 November 2018
18:15
  • Lecture
IFK
Melanie P. Strasser

„TUPI OR NOT TUPI“ – ÜBERSETZUNGEN DES KANNIBALISMUS

Einverleiben, Verschlingen, Überleben – im brasilianischen Modernismus zelebriert der wilde Kannibale, Anthropophage, Menschenfresser das Verschlingen europäischer Kunst und Literatur, um sie in ein „Eigenes“ zu transformieren.

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