Stefan Laube
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2012 bis 30. Juni 2013

Schweiß vor dem Bildschirm: Die Wissensarbeit der Finanzhandelspraxis



PROJEKTBESCHREIBUNG

Der gesellschaftlichen Relevanz von Finanzmärkten, die durch die mediale und politische Aufmerksamkeit signalisiert wird, steht ein weitgehendes Fehlen von Erkenntnissen über deren Innenwelt auf der Handlungs- und Kulturebene gegenüber. Ziel des Projekts ist daher die ethnografische Erforschung der Arbeitspraktiken von FinanzhandelsprofessionistInnen im Kontext ihres Arbeitshabitats: dem Trading Room. Inspiriert von der Debatte rund um einen practice turn in den Sozial- und Kulturwissenschaften analysiert das Projekt die Tätigkeit des professionistischen Finanzhandels als Bündel sozial und materiell eingebetteter Spezialistenpraktiken. Im Speziellen widmet sich das Projekt der Frage, welche Formen des praktischen Wissens und Könnens den gegenwärtigen Finanzhandel kennzeichnen. Wichtig ist dabei die Hypothese, dass symbolisch-diskursive Dimensionen des Finanzhandels auch ganz bestimmte körperliche und materielle Praktiken und Verhaltensweisen implizieren. Mit der Praxeologisierung von Wissensarbeit am Fall des Finanzhandels möchte das Projekt eine Alternative zu monolithischen, von konkreten Vollzugskontexten entkoppelten Modellen und Diagnosen gegenwärtiger Wissensgesellschaften bieten.



CV

Stefan Laube studierte Soziologie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Von 2006 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl „Soziologische Theorie, Wissens- und Finanzmarktsoziologie“ an der Universität Konstanz. Von 2010 bis 2012 war er Scholar am Institut für Höhere Studien, Wien, und absolvierte ebendort den Postgraduiertenlehrgang „Soziologie sozialer Praktiken“.



Publikationen

Im Takt des Marktes. Körperliche Praktiken in technologisierten Finanzmärkten, in: Herbert Kalthoff und Uwe Vormbusch (Hg.), Soziologie der Finanzmärkte, Bielefeld 2012; Der Markt als Lebewesen. Zugeschriebene Handlungsträgerschaft als Bearbeitung von Ungewissheit und Informationsarmut in Finanzmärkten, in: Klaus Kraemer und Sebastian Nessel (Hg.), Entfesselte Finanzmärkte. Soziologische Analysen des modernen Kapitalismus, Frankfurt /Main 2012; gem. mit Jessica Haas und Werner Reichmann, Was ist Elite? Zu den Deutungsunsicherheiten im Übergang zur Exzellenzuniversität, Soziologie, 1, 2009, S. 7–23.

Steirer des Tages

Stefan Laube, Soziologe und IFK_Junior Fellow im Studienjahr 2012/13, wurde aufgrund seiner neuesten Publikation "Nervöse Märkte: Materielle und leibliche Praktiken im virtuellen Finanzhandel“  von der "Kleinen Zeitung" zum "Steirer des Tages" gekürt.

 

Mit dem Arbeitsumfeld von Finanzhändlern und der Frage, wie sie in einer stark technisierten Umgebung den Markt beobachten, hat sich der Grazer Soziologe Stefan Laube (36) in seiner Doktorarbeit an der Universität Konstanz wissenschaftlich auseinandergesetzt. Seine Forschungsergebnisse hat er nun unter dem Titel „Nervöse Märkte: Materielle und leibliche Praktiken im virtuellen Finanzhandel“ im Berliner Wissenschaftsverlag De Gruyter veröffentlicht.

 

Wir gratulieren!

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„Nervöse Märkte: Materielle und leibliche Praktiken im virtuellen Finanzhandel“

Stefan Laube, Soziologe an der Goethe Universität in Frankfurt am Main und ehemaliger IFK_Junior Fellow hat soeben seine Beobachtungen zu den Praktiken der Finanzmärkte publiziert. Interview: science.orf.at

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22 April 2013
  • Lecture
IFK
Stefan Laube

"Nervöse", "verrückte", "gefährliche" Märkte. Finanzhandel und die Klassifikation des Markts als Kreatur.

Märkte werden zumeist schlicht als Orte, an denen Käufer und Verkäufer aufeinandertreffen, verstanden. Sollen allerdings die Zentrifugalkräfte der Hochfinanzmärkte beschrieben werden, kommen Attribute wie „nervös“ oder „verrückt“ zum Einsatz. Stefan Laube geht in seinem Vortrag der Frage nach der Relevanz dieser Verlebendigungsmetaphern für die Praxis des Finanzhandels nach.

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