14 November 2016
  • Lecture
IFK
Chris Tedjasukmana

BEWEGUNGSBILDER 2.0 – ÖFFENTLICHKEIT, POLITISCHE ÄSTHETIK UND DIE NEUEN WEBVIDEOS

Augenzeugenvideos, Dokus und Kampagnentrailer mit Klickzahlen im Millionenbereich – seit der Entstehung des Web 2.0 formiert sich ein zivilgesellschaftlicher Videoaktivismus zwischen Online- und Offline-Öffentlichkeiten, Social Media und Social Movements. Chris Tedjasukmana stellt den Videoaktivismus 2.0 und dessen politische Ästhetik vor. 

 

Mussten Videos zuvor in einem zeit- und kostenaufwändigen Prozess gedreht, geschnitten und vertrieben werden, ermöglichen HD-Kameras, Schnittsoftware, Videoplattformen wie YouTube, Social Media wie Twitter und Live-Streaming-Apps wie Periscope eine einfache, rasche und breite Zirkulation. Ähnlich wie komplexe Sachverhalte sprachlich auf 140- Zeichen-Tweets reduziert werden, verdichten sich audiovisuelle Formen, passen sich den neuen Mediendispositiven an und prägen diese zugleich mit. Angesichts der Veränderungen von technischen Mitteln, audiovisuellen Formen, medialen Dispositiven und der Aneignung durch die Viewser geht Christian Tedjasukmana der Frage nach, inwieweit der Videoaktivismus 2.0 als paradigmatisches Phänomen einer neuen audiovisuellen Öffentlichkeit gesehen werden kann. Mit Rekurs auf Hannah Arendt verortet er das Politische von Webvideo-Umgebungen nicht nur in den Videoinhalten, sondern in dem ästhetischen Komplex aus Perspektiven, der durch die Kameraeinstellungen, algorithmischen Verlinkungen, Kommentarfunktionen und lokalen Aneignungen erzeugt wird. 

 

Chris Tedjasukmana ist Film- und Medienwissenschafter an der FU Berlin, Leiter des VW-Forschungsprojekts „Bewegungs-Bilder 2.0: Videoaktivismus zwischen Social Media und Social Movements“ und Mitherausgeber der Zeitschrift „Montage AV“. 2014 erhielt er den Karsten-Witte-Preis. Derzeit vertritt er die Professur für Medientheorie an der Kunstuniversität Linz.

Ort: IFK