09 Mai 2011
  • Lecture
IFK

Lesen vor den Griechen. Die Baylonier und die Kunst des Schreibens

Die Babylonier hatten einen faszinierenden Zugang zum geschriebenen Wort. Mit großer Kreativität brachten sie Ideen und Konzepte in die sprachlich richtige Form, wie Marc Van De Mieroop in seinem Vortrag auseinandersetzt.



In englischer Sprache!



Sokrates war ein Gegner des geschriebenen Worts. Für ihn lag die Schrift wie ein Hindernis vor dem wahren Wissen. Die schriftliche Darlegung von Ideen verstand er als willkürlich und ohne besonderen Sinn. Wir, die in der sokratischen Tradition stehen, sehen das geschriebene Wort als rein zufällig den Ideen, die es ausdrückt, zugeordnet. Doch viele Jahrhunderte bevor die Griechen das Schreiben lernten, hatten die Gelehrten Babyloniens eine völlig entgegengesetzte Meinung zur Schrift. Mit der Keilschrift, einer Mischung aus Zeichen für Wörter und Silben, analysierten sie im Vorgang des Schreibens die verwendeten Begriffe und Namen. Durch ihre kreative und spielerische Beschäftigung mit der Schrift, feilten sie den Sinn ihrer Äußerungen aus und verstärken ihn.
In seinem Vortrag zeigt Marc Van De Mieroop, wie die Babylonier Konzepte schriftlich niederlegten, bevor diese Bedeutung in der physischen Wirklichkeit annahmen. Anhand von Wortbeispielen analysiert er den besonderen Umgang der Babylonier mit dem Wort. Schließlich verdeutlicht Van De Mieroop, wie sich diese Einstellung zum Lesen nicht nur Texten gegenüber manifestiert, sondern auch für jeden Aspekt des Universums zutrifft, da die Babylonier ihr Leseverständnis auch auf die Götter ausdehnten – diese kommunizierten mit den Menschen über Nachrichten, die wie Texte verfasst waren.

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