15 November 2010
  • Lecture
IFK

Punkt, Strich, Fläche. Über die Erkenntniskraft der Linie

Topografische Ordnungen machen „Gedankendinge“ anschaubar und handhabbar. In der Interaktion von Punkt, Linie und Fläche entsteht nicht nur ein Darstellungsraum, sondern auch ein Experimentier- und Denkraum. Worin liegt das Geheimnis der kognitiven und orientierenden Leistungen des Graphismus? Worin wurzelt die Erkenntniskraft der Linie? Diese Fragen erörtert die an der Freien Universität Berlin tätige Philosophin Sybille Krämer.

 

Wo immer wir uns – praktisch oder theoretisch – orientieren, machen wir dies mithilfe von Zeichen, Figuren, Zeichnungen. Ob wir eine Wanderroute mittels Karten bestimmen, ob Musiker mit Noten komponieren, ob Graphen Laborwerte verzeichnen, ob der Mathematiker mit Figuren und Formeln arbeitet: Oftmals organisiert sich unser Schaffen und Denken durch eine Interaktion von Punkt, Linie und Fläche. Bedeutet die zweidimensionale Fläche – ein Kulturprodukt durch und durch – für die geistige Mobilität und Produktivität das, was das Rad für die körperliche Mobilität ermöglicht? Ist der Graphismus (die Kulturtechnik der Inskriptionen) für unser kognitives Tun ebenso grundlegend wie die Sprache für unser kommunikatives Handeln? Die Vermutung ist, dass zweidimensionale Flächen ein Mittleres bilden zwischen der „eindimensionalen Zeit“ und dem „dreidimensionalen Raum“ und daher geeignet sind sowohl für die wechselseitige Übersetzung von sukzessiver Zeitlichkeit in simultane Räumlichkeit wie für die Vermittlung von Anschauung und Denken.

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