10 November 2011
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11 November 2011
  • Conference

Unter Wasser. Lebensformen zwischen Ozean, Aquarium und Computer

Das zur Mitte des 19. Jahrhunderts formulierte Ziel, dem „schweigenden Ozeaneine Antwort abzunöthigen“, die Aufschluss über die bis dato weitgehend unbekannten Lebensformen des Meeres geben könnte, stellte die Naturforscher vor ungeahnte Herausforderungen.

 


Der 1862 formulierte sehnsuchtsvolle Ausruf eines Gelehrten – „Wenn es uns doch vergönnt wäre, eben so frei auf jenen unterseeischen Gefilden, als auf der festen Erde umherzuwandeln“ – weist bereits darauf hin, dass sich die Erforschung der Meere immer auch als Medienproblem darstellt. Im Rahmen dieser Tagung wird daher nicht nur nach der Entwicklung ozeanografischer Instrumente, Apparaturen und Aufzeichnungsverfahren gefragt, sondern vor allem nach den Prozeduren der Überführung des Meeres in andere Räume, die seiner Erforschung dienen. Ist das Tier im Aquarium, wie Vermittler naturgeschichtlichen Wissens im späten 19. Jahrhundert lapidar feststellten, tatsächlich „ganz genau das, was es im Freien ist“? Während in den zoologischen Gärten als Todesursache der dort ausgestellten Tiere noch bis weit ins 20. Jahrhundert „Heimweh“ angegeben wurde, waren die Meeresbewohner stets „zu Hause“, so ein Topos in zeitgenössischen Handbüchern der Meereskunde. Denn eingefangen, an die Oberfläche gebracht und tausende Kilometer verschickt würden nicht nur lebende Individuen, sondern mit ihnen ein ganzes Milieu. Wie jedoch ist dieses Milieu zu denken, und in welche Beziehungen tritt es im Zuge seiner Verlegung in andere Nachbarschaften? Und wie verändern sich diese Umgebungen mit der Entwicklung neuer technischer Apparaturen und Medien zur Durchmusterung und Modellierung aquatischer Wissensräume in der modernen Meeresbiologie?

KONZEPTION: Christina Wessely (Leuphana Universität Lüneburg, Max-Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin), Vincent M. Janik(School of Biology, University of St Andrews,Schottland)

TEILNEHMER/INNEN: Katharine Anderson (Science and Technology Studies Program, York University, Toronto), Peter Berz (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin), Thomas Brandstetter (eikones NFS Bildkritik, Basel), Werner Callebaut (Konrad Lorenz Institute for Evolution and Cognition Research, Altenberg), Florian Huber (Institut für Geschichte, Universität Wien), Vincent M. Janik (School of Biology, University of St Andrews, Schottland), Isabel Kranz (Graduiertenkolleg Mediale Historiographien, Erfurt/Weimar), Jens Krause (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin), Jan Müggenburg (ICAM Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien, Universität Lüneburg), Helen M. Rozwadowski (Department of History, University of Connecticut), Ariane Tanner (ETH Zürich), Sebastian Vehlken (ICAM Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien, Universität, Lüneburg)