1516 erschien, ein Jahr vor Luthers Thesenanschlag, mit Unterstützung des Humanisten Erasmus von Rotterdam, die „Utopia“ des englischen Staatsmanns Thomas Morus, der am 6. Juli 1535 – wegen der Verweigerung des Eids auf Heinrich VIII. – vor dem Londoner Tower enthauptet wurde. Die fiktive Beschreibung einer idealen Gesellschaft auf der Insel Utopia ist nach wie vor verblüffend aktuell, mit Bemerkungen zur Ökonomie, zur Abschaffung des Privateigentums und des Geldes, mit einer Kritik der Todesstrafe und des Krieges oder mit Kommentaren zu Religion und Sterbehilfe. Utopia 2016?
Gerade heute, im Kontext einer synchronistischen Akkumulation schlechter Nachrichten, könnten die Kulturwissenschaften daran erinnern, dass wir auch eine longue durée der Zukunftsvisionen, der Hoffnungen und Utopien brauchen, die nicht auf eine latente Apokalyptik reduziert werden darf. Selbst der damals 92-jährige Historiker Eric J. Hobsbawm sagte zum Ende seines düsteren Interviews, das am 13. Mai 2009 unter dem Titel „Es wird Blut fließen, viel Blut“ im deutschen Magazin Stern publiziert wurde: „Aber eine große Sache ist es dennoch, dieses Prinzip Hoffnung. Auch wenn die ideale Gesellschaft, wie Max Weber glaubte, jenseits unserer Möglichkeiten liegt, ist nichts Ernsthaftes in der Politik zu erreichen, wenn man nicht an sie glaubt. [...] Dass unsere Welt, immer noch oder endlich mal Heimat für alle werden kann – das ist doch ein schönes Ziel!“
13.10.2016: 17:00 - 20:00 Uhr
14.10.2016: 10:00 - 21:00 Uhr
15.10.2016: 10:00 - 13:00 Uhr
Anmeldung erbeten: losenicky@ifk.ac.at
KONZEPTION: Thomas Macho (Wien)
TEILNEHMERINNEN: Konrad Becker (Wien), Johannes Braumann (Linz), Sabine Dreher (Wien), Oliver Elser (Frankfurt/Main), Liliana Feierstein (Berlin), Tina Frank (Linz), Roland Gnaiger (Linz), Karin Harrasser (Linz), Michael Hutter (Berlin), Reinhard Kannonier (Linz), Ulrike Kluge (Berlin), Antonio Lucci (Berlin), Thomas Macho (Wien), Monika Mokre (Wien), Christian Muhr (Wien), Sunita Narain (New Delhi), Sibylle Peters (Hamburg), Claus Pias (Lüneburg), Sabine Pollak (Linz), Johanna Richter (Wien), Günther Sandner (Wien), Wolfgang Schäffner (Berlin), Inga Schaub (Berlin), Angelika Schnell (Wien), Richard Weinkamer (Potsdam), Josef Winkler (Klagenfurt/Wien)
Musikalische Zuspielungen erfolgen von der Linzer Formation Café KusKus.
In der Veranstaltungsreihe Kreativ Dialog werden aktuelle Forschungsansätze der Kreativitätsforschung auf ihre Anwendungspotenziale und praktischen Implikationen für den künstlerischen, neurowissenschaftlichen, kultur- und sozialwissenschaftlichen sowie ökonomischen Bereich diskutiert. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis referieren über die vielfältigen Chancen und Potenziale, aber auch über die Grenzen der Erforschung der Kreativität.
Ort: KUNSTUNIVERSITÄT LINZ, AUDIMAX, DOMGASSE 1, 4010 LINZ
IFK UTOPIA 2016_SCRIPT.pdf (266,1 KiB)
Zurück