30 Oktober 2017
  • Lecture
IFK

SELBSTVERTRAUEN UND LEISTUNGSKRAFT. PRAKTIKEN DER REHABILITATION KRIEGSINVALIDER

18:15

Die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit Kriegsinvalider während des Ersten Weltkriegs sollte diese nicht nur ökonomisch in die Gesellschaft reintegrieren, sondern auch emotional wieder in der staatlichen Gemeinschaft verankern und charakterlich zu Staatsbürgern erziehen. Die Praktiken verflochten daher Medizin, Wirtschaft und Moral.

Während des Ersten Weltkriegs entwickelte sich ein spezifisches Interesse an dem Gefühlsleben und dem Charakter Kriegsinvalider, denn in ihren Sorgen um die eigene Erwerbsunfähigkeit und ihrem Streben nach staatlicher Versorgung sah man gewichtige Herausforderungen für ihre Rintegration. Arbeitstherapie sollte der erste Schritt zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sein, indem sie den Kriegsbeschädigten Selbstvertrauen in ihre Arbeitskraft und Arbeitsfreude vermitteln sollte. Doch Arbeitstätigkeit als Therapie warf neue Fragen auf: Wie viel war ihre Arbeit wert? Konnte man ihre Erzeugnisse verkaufen? In der Rehabilitation verflochten sich so ökonomische Praktiken wie Arbeitsbeschaffung und Entlohnung mit der moralischen Beurteilung und Erziehung der Kriegsinvaliden.

 

Thomas Rohringer studierte Geschichte an der Universität Wien. Er arbeitet an einer Dissertation über die Konstruktion von Staatsbürgerschaft, Geschlecht und Behinderung in der medizinischen und beruflichen Rehabilitation verletzter oder erkrankter Soldaten in der Habsburgermonarchie, Österreich und der Tschechoslowakei während des Ersten Weltkriegs und in der Zwischenkriegszeit. Er ist IFK_Junior Fellow.

Weitere Informationen zu Thomas Rohringer

Ort: IFK