22 November 2010
  • Lecture

Thomas Brandstetters Vortrag "Lebendige Kristalle" entfällt wegen Erkrankung!

Bis ins 20. Jahrhundert hinein galten Kristallisationsphänomene als Evidenz für die Fähigkeit von Materie zur Selbstorganisation. Sie boten damit Alternativen zu zeitgenössischen biologischen Erklärungsprinzipien. Thomas Brandstetter untersucht, welches Bild vom Leben und vom Lebendigen sowie welche Vorstellung von den Methoden und Reichweiten der Biologie bei der Verwendung von Modellen, wie dem Kristall, impliziert waren. Nicht zuletzt soll damit auch die Rolle der Modellbildung und der Imagination in der biologischen Forschung ausgelotet werden.

 

Die Biologie kennt nur wenige allgemeine Gesetze und Theorien, sie kennt aber eine Menge Modelle. Eines der erstaunlichsten und gleichzeitig beharrlichsten dieser Modelle ist der Kristall, mit dem vom 18. bis ins 20. Jahrhundert immer wieder Lebewesen verglichen wurden. Die Kristallisation diente dazu, Phänomene wie Ontogenese, Regeneration und Selbstreplikation vorstellbar zu machen und zu erklären. Das ist zunächst einmal erstaunlich, da der Kristall gewöhnlich als Inbegriff des Starren, Toten und Anorganischen gilt. Warum wurde er zur Erklärung organischer Grundfunktionen herangezogen?
Im Vortrag wird Thomas Brandstetter einen kurzen Überblick über die Geschichte dieses Modells bieten und sich dann einem Fallbeispiel zuwenden: der Verwendung von Kristallanalogien in den Arbeiten des Wiener Biologen Hans Przibram, der Anfang des 20. Jahrhunderts an der Biologischen Versuchsanstalt im Prater forschte.

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