26 November 2018
  • Lecture
IFK

VON DER VISUELLEN KUNST ZUR LITERATUR. RAOUL HAUSMANN ALS INTERMEDIALER SELBSTÜBERSETZER

18:15

Raoul Hausmann experimentiert zwischen 1918 und 1921 mit Fotomontage, Lautpoesie und Tanz, bevor er ab Ende der 1920er-Jahre ein bedeutendes fotografisches und literarisches Werk entwirft. Anhand eines erweiterten Übersetzungsbegriffs stellt Hélène Thiérard die intermedialen Wechselwirkungen, die sein Gesamtwerk durchlaufen, vor.

 

Der Berliner Dadaist Hausmann (1886–1971) wechselt im Laufe der Jahre häufig von einem Medium zum anderen und übersetzt dabei sein utopisches Projekt einer Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung und Erlebensfähigkeit immer neu. So lässt sich das vielfach intermediale Verhältnis des literarischen Großprojekts Hylé zu den Ausdrucksformen der Fotomontage, der phonetischen bzw. visuellen Poesie und der Fotografie herausarbeiten. Aber kann der Übersetzungsbegriff in der Intermedialitätsforschung über die metaphorische Ebene hinaus fruchtbar gemacht werden? Inwieweit die Ergebnisse der Translation and Multilingual Studies in dem Bereich der literarischen Selbstübersetzung helfen können, intermediale schöpferische Prozesse besser zu verstehen, wird im Vortrag von Hélène Thiérard am Beispiel Raoul Hausmanns Grenzgängen zwischen den Künsten aufgezeigt.

 

 

 

Hélène Thiérard studierte Literaturwissenschaft in Paris, Osnabrück und Berlin und promovierte 2016 mit einer Arbeit zu Raoul Hausmanns autobiografischem Work-in-Progress Hylé. Ihr aktuelles Forschungsinteresse gilt zeitgenössischen Formen literarischer Mehrsprachigkeit. Als Literaturübersetzerin veröffentlichte sie u. a. Werke von Raoul Hausmann und Günter Brus auf Französisch. Sie ist assoziierte Forscherin an der Université Sorbonne-Nouvelle (Paris III) und am Centre Marc Bloch (Berlin) und derzeit IFK_Research Fellow.

 

Publikationen (u. a.): „Récits du moi entre les langues chez Yoko Tawada et José Oliver“ [Translinguale Selbsterzählungen bei Yoko Tawada und José Oliver], in: Matérialités de la narration (= Cahiers d’Études Germaniques, n°75 (2018/2)); „Le projet Hylé, un work in progress autobiographique“ [Das Hyle-Projekt, ein autobiografisches Work-in-Progress], in: Annabelle Ténèze (Hg.), Raoul Hausmann, Dadasophe – de Berlin à Limoges (= Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Musée départemental d’art contemporain de Rochechouart), Paris 2017, S. 93–98;Du photomontage au montage de matériau textuel: Hyle I, de Raoul Hausmann“ [Von der Fotomontage zur literarischen Montage: Raoul Hausmanns Hyle I], in: Sascha Bru und Benedikt Hjartarson (Hg.), The Aesthetics of Matter. Modernism, the Avant-Garde and Material Exchange, Berlin 2013, S. 347–358.

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