VO Take Over. Intersektionale Interventionen

Die initiale und nachhaltige Prägung von Nachwuchswissenschaftler*innen geschieht vor allem in den Einführungsvorlesungen der ersten Semester. Neben tendenziell traditionellen Inhalten dieser Lehrveranstaltungen übernehmen die zuständigen Professor*innen die Rolle von Vorbildern. Dabei mangelt es immer noch an Diversität in der Professor*innenriege und somit an greifbaren Vorbildern für eine zunehmend diversifizierte Studierendenschaft. Die in universitären Gleichstellungsberichten thematisierte »gläserne Decke« und der Drop-Out des wissenschaftlichen Nachwuchses betrifft marginalisierte Personen umso mehr.

Das Pionierprojekt »VO Take Over. Intersektionale Interventionen« (organisiert von Teresa Kamencek, Carola Korhummel, Seda Pesen, Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien) setzt daher dort an, wo strukturelle Veränderung möglich ist und stattfinden muss: Acht Professor*innen und Lehrende der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien treten auf freiwilliger Basis jeweils einen Termin ihrer einführenden Vorlesungsreihe an junge Expert*innen ab, um kanonkritische und intersektionale Perspektiven auf die jeweiligen Geschichtsschreibungen zu eröffnen. Begrüßt werden dabei ausdrücklich Stimmen von jungen Wissenschaftler*innen aus Wien und Umgebung (Doktorand*innen und Postdocs), die FLINTA*, queer, BiPoC, von Klassismus betroffen sind oder eine Behinderung haben.

Einreichungen für die Übernahme einer Vorlesungssitzung sind in folgenden Veranstaltungen der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät im Wintersemester 2023/24 möglich:

 

(1) Einführung in die Ikonographie (Tanja Hinterholz, Institut für Kunstgeschichte)

(2) Einführung in die Geschichtswissenschaft (Hannes Leidinger, Institut für Zeitgeschichte)

(3) Einführung in die Griechische Archäologie (Matthias Hoernes, Institut für Klassische Archäologie)

(4) Einführung in die jüdische Kulturgeschichte (Klaus Davidowicz, Institut für Judaistik)

(5) Geschichte der Antike (Fritz Mitthof, Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik)

(6) Geschichte der Neuzeit (ca. 1500 bis ca. 1914) (Margareth Lanzinger, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte)

(7) Grundlagen historisch-kulturwissenschaftlichen Denkens (Dietlind Hüchtker, Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien)

(8) Life and Death in Art and Cultural Heritage (Noémie Etienne, Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien)

 

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen sind im Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien einsehbar: https://ufind.univie.ac.at

 

Themenvorschläge können umfassen:

 

– Intersektionale Analyse historischer Machtstrukturen sowie der Historiographie

– Bezüge zwischen Gender, Class und Race und deren Historisierung

– Konfessionalisierung, Moralisierung von Geschlechterbeziehungen

– Rassismus und Rassifizierung im Kolonialismus
– Visuelle Repräsentation und Stereotypie in Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte

– Abguss und anthropologischer Abguss ­­­­­­­­­­
– Patrimonialisierung von Konflikten und Kriegen
– Ausstellungen der Geschichte der Sklaverei
– Kulturelle Aneignung und Konstruktion von Identitäten

– Erinnerungskultur und Kulturerbe
– Museumsgeschichte und die Frage der Restitution
– Rezeption und Indienstnahme der "klassischen Antike" unter den Vorzeichen von Eurozentrismus, Kolonialismus und Rassismus
– Nationalismus und moderner Kolonialismus und deren Einfluss auf die Erforschung von Kulturkontakten
– Konstruktion der "Klassik" und Umgang mit nachantiken Phasen

Abstracts mit max. 400 Wörtern zu Ihrem geplanten Beitrag, dem Titel der gewünschten Veranstaltung sowie ein kurzer CV sind bis zum 5. Oktober 2023 (12:00 CET) an votakeover2023@gmail.com und teresa.kamencek@univie.ac.at einzureichen. Einsendungen und Beiträge sind in Deutsch und Englisch möglich.

 

Die Termine der Vorlesungen werden nach Zusage zum Beitrag mitgeteilt. Über die Annahme wird bis Ende Oktober entschieden. Angenommene Beiträge werden nach erfolgter Umsetzung mit einem Honorar von jeweils 300,- € vergütet. Reisekosten können anteilig übernommen werden.

 

Das Projekt wird durch den Call „Gender Equality und Diversity“ der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien gefördert.