Andrea Riemenschnitter
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2016 bis 31. Januar 2017

Traditionelle Landschaftsästhetik in der Umweltliteratur und -kunst Chinas



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die Sehnsucht nach unberührten Landschaften wächst mit deren realer Zerstörung und wurde mittlerweile zum Symptom der postsozialistischen Moderne. Das Projekt erforscht literarische und künstlerische Anschlüsse an vormoderne ästhetische Landschaftskonzepte (chin. shanshui 山水) und kontextualisiert diese mit gegenwärtigen Bildgebungen von Landschaften als apokalyptischen Zivilisationsruinen, fetischisierten Konsumobjekten oder verborgenen Zufluchtsorten. Der Diskurs über Landschaftsästhetik ist dabei nicht nur eine Diagnose des Problems, sondern ebenso sehr der Versuch der Eröffnung alternativer Welten. Am Leitfaden von Schlüsselbegriffen und Leitkonzepten sollen der Wandel von Vorstellungen über die Beziehung zwischen Mensch und Natur, die Aushandlungsprozesse zwischen modernen und traditionellen, westlichen und chinesischen Werten und die Rolle von Ethik und Ästhetik im Programm der ökologischen Modernisierung sowie in den Bereichen von Kunstproduktion und Raumplanung reflektiert werden.



CV

Andrea Riemenschnitter studierte Musik, Sinologie, Germanistik und Soziologie in München, Bonn, Taipeih und Göttingen. Seit 2002 lehrt und forscht sie als Professorin für Moderne chinesische Sprache und Literatur an der Universität Zürich, wo sie als Vizedirektorin des Asien-Orient-Instituts amtiert. Ihre aktuelle Forschung widmet sich literarischen und medialen sinophonen Repräsentationen sowie ästhetischen Debatten zur Gegenwartskultur, wobei Umwelt, Postkolonialität, Verflechtungsgeschichten und Theorien zu Moderne, Geschlecht und Performativität im Vordergrund stehen. Gastprofessuren, Forschungsstipendien und Kooperationen mit führenden Institutionen in Asien, Europa und den USA ermöglichten den Aufbau mehrerer Forschungsschwerpunkte in den Bereichen von Hongkong-Studien, Umweltstudien und transmedialer Kunst. Ihre Publikationen umfassen u. a. Arbeiten zu vormoderner Reiseliteratur, Mythologie und Moderne, Umwelt und Ästhetik, Hongkong und chinesischer Gegenwartsliteratur.



Publikationen

gem. mit Zhuang Yue (Hg.), Entangled Landscapes. Exchanges between Early Modern China and Europe, Singapore, im Druck; gem. mit Jessica Imbach und Justyna Jaguscik (Hg.), Special Issue, Recognizing Ghosts, Journal of Modern Literature in Chinese 12, no. 1, 2014; Karneval der Götter. Mythologie, Moderne und Nation in Chinas 20. Jahrhundert, Reihe Welten Ostasiens, Bern 2011.

21 November 2016
  • Lecture
IFK
Andrea Riemenschnitter

POSTUTOPISCHE LANDSCHAFTSÄSTHETIK IN GE FEIS "JIANGNAN-TRILOGIE" UND BEI QIU ZHIJIE

In leisen Tönen und mit hintergründiger Ironie erzählen drei zwischen 2004 und 2011 entstandene Romane die Geschichte der unsterblichen Hoffnung auf eine bessere Welt. Drei Generationen einer entwurzelten Familie werden Zeuge, wie die verschiedenen Modernisierungsprojekte Chinas aufgrund der Verstrickung von utopischer Vision und Realität scheitern.

>