Stadterneuerung in Wien. Zwischen sozialdemokratischen und neoliberalen Werten
Wiens Planungskultur ist vom sozialdemokratischen Erbe der Zwischenkriegszeit geprägt, was sich insbesondere im Bereich des Wohnens erkennen lässt. Durch die Politik der sogenannten »sanften Stadterneuerung« versucht sich die Stadt international auszuzeichnen. Liebevoll auch als »Wiener Weg« bezeichnet, entstand diese Politik in den 1970er-Jahren mit dem Ziel, die Aufwertung von Wohnblocks zu ermöglichen, ohne die lokale Bevölkerung zu vertreiben. Bis heute hat diese Politik die Erhöhung der Lebensqualität als Ziel. Trotz lokaler Bestrebungen, leistbaren Wohnraum für alle zu schaffen, sowie internationaler Anerkennung dafür, lassen sich auch in Wien liberale Muster erkennen. So steigen Immobilienpreise fortlaufend, und die Kommodifizierung des Wohnens schreitet voran. Ich analysiere den Widerspruch zwischen einerseits Stadtakteur*innen, die sich für »gute« Politik einsetzen, und andererseits der Reproduktion globaler Trends und (neo-)liberaler Muster in der Stadtplanung.
Catherine Raya Polishchuk ist Doktorandin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Von 2020 bis 24 war sie ÖAW-DOC- Fellow und 2022/23 absolvierte sie einen Forschungsaufenthalt an der London School of Economics. Zuvor erwarb sie Studienabschlüsse an der Universität Zürich sowie am Graduate Institute Geneva (IHEID). 2023 wurde ihr der Theodor Körner Preis verliehen. In ihrer Dissertation untersucht sie Prozesse der Stadterneuerung in Wien, mit Schwerpunkt auf policy-making, Bürger*innenbeteiligung, Stadtmarketing sowie den Spannungen zwischen sozialdemokratischen Werten und liberalen Imperativen urbaner Transformation.
Barely anyone living in Vienna remains unfamiliar with the narrative that the city affords a comfortable lifestyle. Public transportation, cleanliness, and medical care are said to contribute to that liveable life one allegedly has in Vienna.