Ivo Gurschler
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2015 bis 30. Juni 2016

Erleuchtete Nerven. Die Geschichte der Meskalinforschung (1887-1957)



PROJEKTBESCHREIBUNG

Nachdem der Berliner Toxikologe Louis Lewin den von mittelamerikanischen Kulturen als heilig erachteten Peyote-Kaktus importiert hatte, isolierte Arthur Heffter 1897 dessen psychoaktiven Hauptwirkstof „Mezcalin“. Die erste Totalsynthese des Alkaloids wurde 1919 durch Ernst Späth in Wien hergestellt. Dies bedeutete eine Senkung der Kosten und erlaubte eine exakte Dosierung, was einen regelrechten Forschungsboom zur Folge hatte. In der Annahme, mittels Meskalin transitorische Psychosen auslösen zu können, machte man sich an die systematische Erfassung des Wahnsinns. Neben den psychopathologischen Experimenten unter der Leitung von Kurt Beringer in Heidelberg – dessen Monografie „Der Meskalinrausch“ (1927) auch heute noch als Standardwerk gilt – ist das bewusstseinsverändernde Potenzial der „psychedelischen“ Substanz vor allem an den Universitäten und Kliniken von Berlin, Freiburg, Greifswald, München und Tübingen sowie später in den KZs von Dachau und Auschwitz ausgelotet worden; nach dem 2. Weltkrieg wurden die Meskalinforschungen in Nordamerika und Kanada wieder aufgenommen und schließlich von LSD in den Schatten gestellt.



CV

Ivo Gurschler studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Philosophie in Wien sowie Cultural Studies in London. Er ist Redakteur bei „skug. Journal für Musik“ und im Redaktionsbeirat von „TUMULT“. Er ist Doktorand an der Akademie der bildenden Künste . Außerdem arbeitete er im Museumsbereich, als freier Lektor und für das Performancekollektiv „nadaproductions“. 2016/17 IFK_Junior Fellow Abroad in Saskatchewa, Darmstadt, Berlin.



Publikationen

gem. mit Sándor Ivády und Andrea Wald (Hg.): Lacan 4D. Zu den Vier Diskursen in Lacans Seminar XVII, darin: Die Wissenschaft der Vier Diskurse, S. 107–123, Wien 2013; gem. mit Christopher Schlembach (Hg.), TUMULT 39 – Von Wegen. Bahnungen der Moderne, darin: Fahrzeug Menschenkörper. Bewegungsmodi nach Platons Timaios, S. 85–95, Wien/Berlin 2013; Transportmodalitäten. Von der Ephemerisierung des Kommunikationsbegriffs zu einer allgemeinen Theorie der Beförderung, Boizenburg 2008.

06 Juni 2016
  • Lecture
IFK
Ivo Gurschler

ZUR GENEALOGIE DES MESKALINS (1887–1919)

Meskalin gilt auch heute noch als „Meter“ für die Klasse der psychedelischen Substanzen, da es als Erstes wissenschaftlich systematisch erforscht worden ist. Aber wie wurde aus einem mexikanischen Kaktus überhaupt eine chemische Reinsubstanz?

 

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