Jörg Dürrschmidt
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2010 bis 31. Januar 2011

Nach den „global flows“: der „Heimkehrer“ als paradigmatische Figur einer post-globalen Kultur?



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die Rhetorik der „global flows“ löst die soziale Welt in eine Zirkulationssphäre abstrakter Ströme von Information, Symbolik und Gütern auf, in der soziale Akteure auf ihre Eigenschaft als Konsument und Rezipient dieser Ströme reduziert werden. Vernachlässigt wird dagegen die im wahrsten Sinne des Wortes erdende Kraft lokaler Bezüge im Kontext anderer, und zwar stärker auf Körperlichkeit und Wiederanknüpfungsfähigkeit bezogener Alltagsvollzüge. Gegen die Zelebrierung von Hypermobilität und technologisch induzierter Allgegenwärtigkeit gerichtet fragt Jörg Dürrschmidt in seinem Projekt nach der Bedeutung von überschaubaren Alltagsterritorialitäten und der über sie vermittelten lebensweltlichen Zugehörigkeit in einer Welt der globalen Ströme. Im Zentrum der Überlegungen soll die Sozialfigur des „Heimkehrers“ stehen. Sie verdeutlicht die Einsicht, dass auch im Zeitalter eines technologisch vernetzten globalen Raumes, die Kunst des Wiederanknüpfens an lokale Alltagsgewissheiten und regionale Wissensbestände keineswegs einfacher sondern eher noch prekärer geworden ist. Das Projekt stützt sich auf halbstrukturierte Interviews mit ostdeutschen Heimkehrern zu ihrer nach 1989 angetretenen „späten Reise“ in die globale Gesellschaft.



CV

Jörg Dürrschmidt ist Habilitant am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel.



Publikationen

Soziologie, in: Andreas Niederberger und Philipp Schink (Hg.), Globalisierung: Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart (erscheint 2010); gem. mit Graham Taylor, Globalization, Modernity and Social Change: Hotspots of Transition, London 2007; Roland Robertson: Kultur im Spannungsfeld der Glokalisierung, in: Stephan Moebius und Dirk Quadflieg (Hg.), Kultur. Theorien der Gegenwart, Wiesbaden 2006 (2. überarbeitete Auflage 2009); Globalisierung, Bielefeld 2002 (2. unv. Aufl. 2004); Everyday Lives in the Global City: The Delinking of Locale and Milieu, London 2000.

06 Dezember 2010
  • Lecture
IFK
Jörg Dürrschmidt

Rückkehr aus der Globalisierung? Überlegungen zur Sozialfigur des „Heimkehrers“

Das Leben zwischen mehreren Orten und ihren sozialen Bindungsansprüchen schien lange Zeit das Emanzipationsversprechen der Globalisierung zu versinnbildlichen. Beschrieben war damit allerdings ein Leben, das sich überall auf der Welt irgendwie zu Hause wissen durfte, zugleich aber sich nirgends wirklich heimisch fühlen konnte. Nach einer Zeit der bereitwilligen Hypermobilität scheint mittlerweile eine gewisse Sättigung eingetreten zu sein, gegenüber einem Lebensmodell, das technologisierte Allgegenwart und das Offenhalten von Optionen in den Vordergrund stellt. Jörg Dürrschmidt misst die Temperaturschwankungen dieses sozialen Klimawandels.

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