Katalin Teller
ifk Gast des Direktors


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2015 bis 30. Juni 2015

Historisches Erzählen in den Zirkuspantomimen von den 1880er-Jahren bis in die Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts



PROJEKTBESCHREIBUNG

Pantomimen oder Manege- und Ausstattungsstücke kamen bereits in den frühen Programmen der größeren Zirkusunternehmen als technisch aufwändig gestaltete und publikumswirksame szenische Aufführungen zum Einsatz, die sich u. a. mit historischen Stoffen auseinandersetzten. Die Art und Weise der Bearbeitung geschichtlicher Ereignisse und Figuren lässt sich jedoch nur bedingt mithilfe von erprobten theoretischen Entwürfen zum Problem des historischen Erzählens beschreiben, weil die Fiktionalisierung von geschichtlichen Fakten nicht selten ein Abdriften in das Mythologische bewirkte. Das Forschungsprojekt will deshalb neben den Fragen nach der inneren Gattungslogik und dem Stellenwert des Genres innerhalb der Zirkusgeschichte und der Populärkultur auch jene kontextuellen Bedingungen (wie Aufführungsort und kulturpolitische Strategie der Zirkusse) klären, aus denen eine Umdeutung und zuweilen eine Annullierung des historischen Erzählens resultierte.



CV

Nach dem Studium der Germanistik und Slawistik an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest promovierte Katalin Teller 2008 zur Literaturtheorie. Seit 2009 ist sie assoziierte Professorin am Lehrstuhl für Ästhetik der ELTE. Seit 2012 arbeitet sie zusätzlich als Projektassistentin des FWF-Projektes „Transdifferenz in der Literatur deutschsprachiger Migrantinnen in Österreich-Ungarn“ am Institut für Germanistik der Universität Wien, und seit 2014 nimmt sie am Sparkling-Science-Forschungsprojekt „Metropolis in Transition. Wien – Budapest 1916–1921“ des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft in Wien teil. Ihre Forschungsschwerpunkte sind kulturwissenschaftliche Theorien, Großstadtliteratur, Massenkultur und Zirkusgeschichte im kulturgeschichtlichen und wissenschaftlichen Kontext.



Publikationen

(u. a.): Raffinierte Machwerke chauvinistisch-militaristischer Propaganda. Geschichtsschreibung und historische Ausstattungsstücke im Zirkus Busch, in: Werner Michael Schwarz und Ingo Zechner (Hg.), Die helle und die dunkle Seite der Moderne. Festschrift für Siegfried Mattl, Wien und Berlin 2014, S. 77–85; gem. mit Drehli Robnik und Amália Kerekes (Hg.), Film als Loch in der Wand. Kino und Geschichte bei Siegfried Kracauer, Wien 2013; gem. mit Amália Kerekes, Periphere Urbanisierung. Massenkonzepte der Unterhaltungskultur in Wien und Budapest in den 1920er-Jahren, in: Tobias Becker, Anna Littmann, Johanna Niedbalski (Hg.), Die tausend Freuden der Metropole. Vergnügungskultur um 1900, Bielefeld 2010, S. 67–83; gem. mit Amália Kerekes u. a. (Hg.), Pop in Prosa. Erzählte Populärkultur in der deutsch- und ungarischsprachigen Moderne, Frankfurt/Main u. a. 2007.

29 Juni 2015
  • Lecture
IFK
Katalin Teller

ZIRKUSPANTOMIMEN ZWISCHEN GESCHICHTE UND MYTHOS

„Barbarossa“, „Ludwig XIV.“, „Die Nihilisten“, „Klondike“ – diese Titel aus dem über 150 Stücke umfassenden Repertoire des Zirkus Busch, eines Spezialisten für Ausstattungspantomimen zwischen 1884 und 1948, weisen auf eine populärkulturelle Form des historischen Erzählens hin, welche die uns vertrauten modernen Konzepte in Frage stellen kann.

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