Kira Thurman
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2018 bis 30. Juni 2018

Singen wie Deutsche: Schwarze MusikerInnen im Lande Bachs, Beethovens und Brahms’



PROJEKTBESCHREIBUNG

Wie übersetzen MusikerInnen und deren Publikum unterschiedliche musikalische, nationale und ethnische Vorstellungen und Werte im Medium der Performance? In ihrem Buch Singing like Germans: Black Musicians in the Land of Bach, Beethoven, and Brahms geht Kira Thurman dieser Fragestellung nach, indem sie die Geschichte schwarzer klassischer MusikerInnen in Mitteleuropa von den 1870ern bis in die 1960er Jahre verfolgt. Thurman argumentiert, dass Deutsche und ÖsterreicherInnen ihre nationale Identität in der Musik verorteten und Musiker wie Bach, Beethoven und Brahms als Nationalhelden verehrten. Die Interpretation von Werken der „großen deutschen Meister“ durch schwarze MusikerInnen verkomplizierte allerdings das Verständnis des Publikums von nationaler Identität – und wer diese zum Ausdruck bringen durfte.

Thurmans Studie nimmt die transatlantische Geschichte der schwarzen musikalischen Migration nach Mitteleuropa in den Blick und stellt die Frage, wie schwarze MusikerInnen in Städten wie Wien, Salzburg, Berlin und München klassische Musik für ihr Publikum übersetzen – und wie das Publikum auf diese Aufführungen reagierte. Wie werden ethnische Identitäten durch die Aufführung und Rezeption von Musik verstärkt oder hinterfragt? Wann wurden die Kategorien des Schwarzseins und des Deutschseins als völlig separat betrachtet, und wann als veränderbar? Diese Studie verfolgt einen interdisziplinären Zugang, um sich mit einer Frage auseinanderzusetzen, die für MitteleuropäerInnen nach wie vor aktuell ist – „Ist es möglich, schwarz und deutsch zu sein?“ – indem sie fragt: Was heißt und hieß es, schwarz zu sein und Deutschsein zu performen?



CV

Kira Thurman ist Assistant Professor für Deutsch und Geschichte an der University of Michigan. Sie wuchs in Wien auf und ist ausgebildete klassische Pianistin. An der University of Rochester promovierte sie in Geschichte, im Nebenfach studierte sie Musikwissenschaft an der Eastman School of Music. In ihrer Forschung konzentriert sich Thurman auf das Verhältnis zwischen Musik und nationaler Identität in der Geschichte Europas, sowie auf das historische und gegenwärtige Verhältnis Europas zur Schwarzen Diaspora. Die Ergebnisse ihrer Forschung publizierte Thurman in Magazinen wie German Studies Review, Journal of World History, Journal of the American Musicological Society und Opera Quarterly. Ihr Artikel “Black Venus, White Bayreuth: Race, Sexuality, and the De-Politicization of Wagner in Postwar West Germany” wurde 2011 mit dem Preis der German Studies Association für den besten Graduate Student Essay ausgezeichnet und 2014 mit dem DAAD Preis für den besten Artikel im Bereich deutscher Geschichte. Das akademische Jahr 2017-2018 verbringt Thurman dank des Berlin Preises der American Academy in Berlin damit, an ihrem Buch, Singing like Germans: Black Musicians in the Land of Bach, Beethoven, and Brahms, zu arbeiten.



Publikationen

Selected publications: “Searching for the Soul of ‘Black Music’ in Interwar Germany and Austria”, in: Tiffany Florvil and Vanessa Plumly (eds.), New Perspectives on Black German Studies, New York (forthcoming); “Singing the Civilizing Mission in the Land of Bach, Beethoven, and Brahms: The Fisk Jubilee Singers in Nineteenth-Century Germany”, in: Journal of World History, September 2016; “The German Lied and the Songs of Black Volk”, in: Journal of the American Musicological Society, August 2014; “Black Venus, White Bayreuth: Race, Sexuality, and the De-Politicization of Wagner in Postwar West Germany”, in: German Studies Review, October 2012.

09 April 2018
18:15
  • Lecture
IFK
Kira Thurman

SINGING SCHUBERT, PERFORMING RACE: BLACK CONCERT SINGERS AND THE GERMAN LIED IN INTERWAR CENTRAL EUROPE

In this presentation, Kira Thurman examines Austrian and German reception of African American singers Marian Anderson and Roland Hayes who performed German Lieder in the 1920s and 1930s. Audiences were shocked: how had they managed to sing like Germans?

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