Lisa Feurzeig
Fulbright ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2017 bis 31. Januar 2018

Nostalgie oder Zeitkritik? Die Rolle klassischer Operetten im heutigen Österreich und dessen Nachbarländern



PROJEKTBESCHREIBUNG

Seit der Entstehung der Operette in den 1850er-Jahren ist diese Gattung sozialkritisch gewesen. Über Werke von Offenbach, Gilbert und Sullivan, Strauss, Kálmán und anderen haben sich die Institutionen der von Vorurteilen geprägten Gesellschaft mokiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Rezeption eine neue Wendung: Operetten, die einmal als satirisch galten, wurden eher nostalgisch, als Rückblick in eine bessere, einfachere Zeit gesehen.

Heute erlebt Europa manche Probleme, mit denen auch diese Operettenfiguren ihrerseits konfrontiert wurden: eine multikulturelle Landschaft mit vielen Unterschieden zwischen Ethnien, Klassen und Religionen. Werden die alten Operetten jetzt als Nostalgie oder Zeitkritik präsentiert? Wie versteht das Publikum diese Werke und ihre Inszenierungen? Durch Beobachtung und Interviews an der Wiener Volksoper und durch kürzere Besuche an der Komischen Oper Berlin und am Budapester Operetta Theater wird diesen Fragen nachgegangen, um die jetzige Bedeutung dieser Werke besser zu verstehen.



CV

Lisa Feurzeig studierte Musikwissenschaft in College Park, Maryland, und mit Philip V. Bohlman in Chicago. Einfluss auf ihren Werdegang hatte auch Susan Youens. Sie ist Professorin der Musik an der Grand Valley State University in Michigan. Ihre Arbeit befasst sich mit Text-Musik-Beziehungen in verschiedenen deutschsprachigen Musikgattungen. Sie hat ein Buch über Schuberts Beziehungen zu den Frühromantikern und seine Vertonungen der Texte von Schlegel und Novalis verfasst. Zusätzlich hat Lisa Feurzeig auch historisch-kritische Ausgaben von deutschen Liedern und Volkstheater-Stücken veröffentlicht. Sie forscht ebenfalls über die Musik des deutsch-amerikanischen Komponisten William Henry Pommer, in Zusammenarbeit mit dem Deutschheim State Historic Site in Missouri und dem Missouri Humanities Council. Ihre Faszination für die Operette entstammt einer Erkenntnis, die sich durch ihre Arbeit mit Volkstheater-Stücken herauskristallisierte: Die Komödie ist nicht immer eine leichte, und sie kann sehr viel leisten!



Publikationen

“Can Creative Interpretation Keep Operetta Alive? Kálmán’s Die Herzogin von Chicago at the Vienna Volksoper in 2004”, in: Studia Musicologica (im Erscheinen); Schubert’s Lieder and the Philosophy of Early German Romanticism, Farnham, UK 2014; gem. mit John Sienicki (Hg.), Quodlibets of the Viennese Theater, Middleton, Wisconsin 2008.

04 Dezember 2017
18:15
  • Lecture
IFK
Lisa Feurzeig

OPERETTE – KONTRASTE IN ZENTRALEUROPA

Die Gattung Operette hatte ihren Beginn in den 1850er-Jahren; ihre Glanzzeit war in den Jahren 1870 bis 1930. Immer noch spielt sie eine entscheidende Rolle auf den Spielplänen europäischer Musiktheater. Was bedeuten die älteren Operetten für das heutige Publikum in verschiedenen europäischen Städten?

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