Luisa Tasca
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2005 bis 30. Juni 2005

Gute Manieren und bürgerliche Kultur: Das Habsburgerreich, Deutschland und Italien im 19. Jahrhundert



PROJEKTBESCHREIBUNG

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, die in den Ländern des deutschen Sprachraums und in Italien im 19. Jahrhundert dominierenden Verhaltensmodelle durch eine Analyse von Benimmbüchern in den Blick zu nehmen. In Deutschland, Italien und Österreich-Ungarn nahm die Publikation von Anstandsbüchern im Laufe des 19. Jahrhunderts explosionsartig zu. Wie erklärt sich der Erfolg dieser Bücher auf beiden Seiten der Alpen? Welcher Stellenwert kam diesen Benimmbüchern im Prozeß der Nationalstaatsbildung zu? Von HistorikerInnen bislang weitgehend unbeachtet, sind Benimmbücher eine reiche Quelle zur Sozial- und Kulturgeschichte, sie enthalten wertvolle Hinweise zu Alltagspraktiken, Hygieneregeln, Moralwerten, Geselligkeitsformen, gesellschaftlichen Ritualen sowie zu Interaktionen zwischen den Generationen, Geschlechtern und Klassen und zwischen verschiedenen nationalen Kulturen. Anstandsregeln sind keineswegs nur leere Formalitäten, sondern transportieren präzise Gesellschaftsbilder. In einer vergleichenden Studie soll nun der Transfer von Verhaltensmodellen innerhalb Europas untersucht werden. Dabei sollen die Bilder, die sich Deutsche und ItalienerInnen voneinander machten, sowie Vorstellungen einer idealen Gesellschaftsordnung, die von den jeweiligen Eliten zur Selbst- und Volkserziehung produziert und verbreitet wurden, thematisiert werden. Eine präzise Analyse der Benimmbücher soll dazu beitragen, statische Gesellschaftsbilder zu fragmentieren und Diskontinuitäten, Brüche und Spannungen herauszuarbeiten, die von der älteren Geschichtsschreibung nur allzu oft zugunsten eines homogenen Geschichts- und Gesellschaftsbildes vernachlässigt worden sind.



CV

Dr. phil., studierte Geschichte an der Universität Ca Foscari, Venedig, und an der Universität Hamburg, promovierte im Fachbereich Geschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und arbeitete 2004 als Post-Doc-Stipendiatin des Französischen Wissenschaftsministeriums an der Ecole des Hautes Etudes en Seiences Sociales in Paris.



Publikationen

Wichtigste PublikationGalatei. Buone maniere e cultura borghese nell'Italia dell'Ottocento, Florenz 2004.