Martin Mauersberg
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2012 bis 30. Juni 2013

Die „große griechische Kolonisation“ – Ihr Bild in der Antike und der Moderne



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die historische Kategorie „große griechische Kolonisation“ bezeichnet die punktuelle Besiedlung der Mittel- und Schwarzmeerküsten durch Personengruppen aus der Ägaiswelt zwischen der zweiten Hälfte des 8. und dem

6. Jahrhundert v. u. Z. Die Altertumswissenschaften stützen sich bei der Rekonstruktion dieses Phänomens nicht zuletzt auf die erhaltenen antiken Aussagen zu Emigrationen und Gründungen neuer Städte, welche Spuren eines Migrationsdiskurses sind, durch den (weit) zurückliegende Ereignisse gedeutet und in Relation zur Gegenwart gesetzt wurden. Diese Vergangenheitsbetrachtung mittels in der Gegenwart verankerten Paradigmen betrifft auch die neuzeitlichen Altertumswissenschaften – wie die Verwendung des anachronistischen Begriffs „Kolonisation“ illustriert. Es entstanden persistierende Vorstellungen, an denen erst seit Kurzem – beeinflusst durch eine postkoloniale Sichtweise – gerüttelt wird.

Das Forschungsfeld wird somit von einer doppelten Codierung bestimmt, deren Dekonstruktion Ziel des Dissertationsprojektes ist: Einerseits werden die antiken Äußerungen durch die Rekonstruktion der sie prägenden diskursiven Formation bewertet, andererseits erfolgt eine wissensgeschichtliche Verortung aktueller Positionen. Im Zentrum stehen die Fragen, wie ein historisches Phänomen zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten rekonstruiert wurde und unter welchen Bedingungen des historischen Forschens Aussagen zur griechischen Kolonisation möglich sind.



CV

Martin Mauersberg studierte Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck.



Publikationen

Die komplexe Welt der Kolonisation. Mediterrane Beziehungsgeflechte am Beispiel Massalias, in: Robert Rollinger und Kordula Schnegg (Hg.), Kulturkontakte in antiken Welten: vom Denkmodell zum Fallbeispiel, (im Druck); Was kann eine Analyse antiker Diskurse zur „griechischen Kolonisation“ leisten?, in: Peter Mauritsch (Hg.), Akten des 13.Österreichischen Althistorikerinnen- und Althistorikertages (18.–20. November 2010), Graz 2011.

29 April 2013
  • Lecture
IFK
Martin Mauersberg

Das Unbehagen an der Tautologie. Waren die Griechischen Kolonien „Kolonien“?

Den im letzten Jahrzehnt erschienenen Texten von AltertumsforscherInnen ist ein gewisses Unbehagen zu entnehmen, wenn es um den Begriff „Kolonisation“ im Hinblick auf die Besiedelung der Mittelmeerküsten geht. Martin Mauersberg deckt die Mängel der Übertragung des modernen Begriffs „Kolonisation“ auf Gegenstände der Altertumswissenschaft auf.

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