Monika Wulz
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2011 bis 30. Juni 2011

Kollektive Wissensproduktion um 1930: Edgar Zilsels Epistemologie der Massenerscheinungen



PROJEKTBESCHREIBUNG

Wie reagieren erkenntnistheoretische Überlegungen auf gesellschaftspolitische und naturwissenschaftliche Fragestellungen und Probleme? Wie definiert die Erkenntnistheorie einer bestimmten historischen Periode die Methoden für „wissenschaftliches“ Wissen? Dieses Forschungsprojekt zielt auf eine Untersuchung dessen, wie sich prozedurale und historische Epistemologien in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu einem Versuch entwickeln, kollektive Bedingungen wissenschaftlichen Denkens und wissenschaftlicher Praxis zu formulieren. Es will die Entwicklungen der Erkenntnistheorie um 1930 in ihren spezifischen historischen Zusammenhängen naturwissenschaftlicher Fragestellungen als auch sozialer und politischer Entwicklungen verstehen.

Während ihres Aufenthalts am IFK wird Monika Wulz einen Fokus auf die Untersuchung der Erkenntnistheorie des Wiener Philosophen, Physikers und Wissenschaftshistorikers Edgar Zilsel (1891-1944) richten, welche kollektive Arbeits-, Austausch- und Forschungsprozesse als einen unabdingbaren Aspekt in die Produktion von Wissen integriert. Das Kollektive zeigt sich in Zilsels Epistemologie im Verständnis der Wissensobjekte als veränderliche und chaotische Massenerscheinungen und bildet damit die Grundlage für eine quantitativ-statistische, relationale sowie induktive Konzeption der Herstellung von Wissen. Dieser Ansatz zieht Überlegungen zu einer ebenso kollektiven wie provisorischen Produktion von Wissen über physikalische, biologische, historische und soziale Prozesse nach sich. Ziel des Forschungsprojekts ist eine Untersuchung der spezifischen Ausformung von Zilsels Epistemologie vor dem gesellschaftlichen und politischen Hintergrund der 1920er-Jahre sowie im Zusammenhang mit den zeitgenössischen Methodenproblemen in Mathematik, Physik, Astronomie, Biologie und Soziologie.



CV

Monika Wulz studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Slawistik (Slowenisch) an der Universität Wien. Promotion im Fach Philosophie mit einer Arbeit zu prozeduralen und kollektiven Aspekten in der Epistemologie Gaston Bachelards. Bis 2010 Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, 2011 Stipendiatin an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart.



Publikationen

(u.a.): The Material Memory of History: Edgar Zilsel’s Epistemology of Historiography, in: Studies in East European Thought, Heidelberg 2011 (im Erscheinen); Unendliche Rationalisierung und unfertige Gesellschaft. Edgar Zilsels Epistemologie der Massenerscheinungen, in: Roland Innerhofer, Katja Rothe, Karin Harrasser (Hg.), Das Mögliche regieren. Gouvernementalität in der Literatur- und Kulturanalyse, Bielefeld 2011 (im Erscheinen); Erkenntnisagenten. Gaston Bachelard und die Reorganisation des Wissens, Berlin 2010.

27 Juni 2011
  • Lecture
IFK
Monika Wulz

Induktion um 1930: Verhalten in der unordentlichen Wirklichkeit

Der Wiener Philosoph Edgar Zilsel dachte, dass die Wirklichkeit ein unendlich veränderlicher, niemals abgeschlossener Prozess sei. Warum sich Zilsel von der Induktion eine Orientierung in dieser chaotischen Wirklichkeit versprach, setzt Monika Wulz in ihrem Vortrag auseinander.

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