Peter Bexte
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2016 bis 30. Juni 2016

Trennende Verbindungen oder Was heißt „und“? Studien zu einem Diskurs der 1920er-Jahre



PROJEKTBESCHREIBUNG

Im Umkreis des Ersten Weltkriegs zeigt sich eine bemerkenswerte Schnittmenge zwischen künstlerischen und philosophischen Unternehmungen. Unabhängig voneinander haben verschiedene Akteure die Erfahrung einer kulturellen Krise an dem Wort für sprachliche Zusammenhänge ausgetragen: an der Kopula „und“. Sie wurde künstlerisch erprobt (Kurt Schwitters, Wassily Kandinsky) und philosophisch thematisiert (Franz Rosenzweig), wobei völlig verschiedene Konsequenzen auftraten. An dem „und“ als einer „bindenden Trennung“ (Emmanuel Levinas), einer disjunktiven Konjunktion, konnten ambivalente Erfahrungen artikuliert werden: Zerfall/Zusammenhang, Atomisierung/Verschmelzung, Ordnung / Unordnung usw. Sie hat in der Frage nach Assimilierung/Dissimilierung des Judentums existenzielle Dimensionen angenommen. Deutscher und Jude sein: Was heißt da „und“? Rosenzweigs weit ausgreifende Antwort auf diese Frage hat einem Denken der Alterität zugearbeitet und die Frage nach einer Philosophie der Relationen eröffnet.



CV

Prof. Dr. Peter Bexte wurde 2008 auf den Lehrstuhl Ästhetik an der Kunsthochschule für Medien Köln berufen. Von 2005 bis 2008 hatte er eine dreijährige Gastprofessur im Studiengang Europäische Medienwissenschaft, Potsdam, inne. Er ist auch außerakademisch tätig gewesen, u. a. 1996 bis 2000 als Kurator in der zentralen Abteilung der Berliner Millenniumsausstellung „Sieben Hügel. Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts“ (Gestaltung: Ken Adam o.b.e.). Das Wintersemester 2011/12 verbrachte er als Senior Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) in Weimar. Von 2009 bis 2012 war er Leiter eines Teilprojekts im BMBF-Forschungsverbund „Verkörperte Information“ und 2012 bis 2015 Leiter im DFG-Forschungsprojekt „An den Grenzen der Archive“. Seit 2014 ist er Mitglied der AG „Anthropologie der Wahrnehmung“ in der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), Heidelberg. Seit 2015 zählt er zum Beirat der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik.



Publikationen

Trennen und Verbinden. Oder: Was heißt „und“?, in: Dieter Mersch, Michael Mayer (Hg.), Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie, Berlin / New York 2015, S. 51–66; Vorwörter. Bemerkungen zu einer Theorie der Präpositionen, in: Jan-Hendrik Möller, Jörg Sternagel, Leonore Hipper (Hg.), Paradoxalität des Medialen, München 2013, S. 25–40; Wo immer vom Sehen die Rede ist ... da ist ein Blinder nicht fern, München 2013.

Neuerscheinung von Peter Bexte: Konjunktion & Krise

Um 1920 schuf der Künstler Kurt Schwitters ein Undbild, während der Philosoph Franz Rosenzweig eine Philosophie des und formulierte. Die beiden wussten nichts voneinander, umso erstaunlicher ist die Parallelität der Ereignisse. Hier wie dort kreiste die Aufmerksamkeit um diesen unscheinbarsten aller Ausdrücke, der genau genommen gar nichts ausdrückt. 

Erschienen Februar 2019

188 Seiten17 X 24 cmbroschiert
17 Abbildungen

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Siehe auch

 

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13 Juni 2016
  • Lecture
IFK
Peter Bexte

REBELLION DES „UND“ / FREIHEIT ZUM „UND“

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg schuf der Merz-Künstler Kurt Schwitters ein Schlüsselwerk der Moderne: die Collage namens „Undbild“. Zur selben Zeit arbeitete der Philosoph Franz Rosenzweig an einer Philosophie des „und“. Beide rührten damit (auf je verschiedene Weise) an den Nerv einer Epoche, die als Trümmerfeld erfahren wurde.

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