Sergius Kodera
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2004 bis 31. Januar 2005

Am Ende der Renaissance. Neue Naturphilosophie, Kolonialherrschaft, Inquisition und die Metropole des Südens



PROJEKTBESCHREIBUNG

Eine erstaunliche Anzahl von einflußreichen Intellektuellen (unter ihnen Bernardino Telesio Giambattista della Porta und Giordano Bruno) verbrachten wichtige Jahre im Neapel des späten 16. Jahrhunderts.

Sie kritisierten heftig die traditionelle Naturphilosophie und entwickelten radikale Theorien: Beispielsweise stehen die Menschen weder im Zentrum der Schöpfung, noch unterscheiden sie sich essentiell von Tieren. Parallel dazu wird die traditionelle Kosmologie (geozentrisches Weltbild, Elementenlehre, Existenz von Dämonen) durch neue Ordnungssysteme abgelöst, die auf der unmittelbaren Evidenz sinnlicher Wahrnehmung und nicht mehr auf metaphysischer oder religiöser Spekulation beruhen sollen.

Das Projekt beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern eine solche Naturalisierung der Welt nicht bloß Ergebnis philosophischer Debatten war, sondern auch als die konzise Reaktion einer intellektuellen Elite auf die komplexe urbane Realität Neapels verstanden werden muß. Diese war von besonderer Enge, brutaler Repression in Politik und Religion gekennzeichnet und zugleich verbunden mit einer durch die spanische Kolonialherrschaft erzwungenen Öffnung zur iberischen Halbinsel und der "Neuen Welt" der amerikanischen Dominios.



CV

Lektor am Institut für Philosophie der Universität Wien



Publikationen

U.a. Giordano Bruno, Der Kerzenzieher, Candelaio (Übersetzung, Einleitung und Anmerkungen), Hamburg 2003; Disreputable Bodies: Explorations into Renaissance Natural Philosophy 1460–1600, Wien 2003; Filone und Sofia in Leone Ebreos Dialoghi d'amore. Platonische Liebesphilosophie der Renaissance und Judentum, Frankfurt/M. 1995