Sulgi Lie
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2017 bis 30. Juni 2017

Quasikörper. Zur Körperkunst in der Slapstick-Komödie



PROJEKTBESCHREIBUNG

In der Welt der Filmkomödie entwickeln Dinge und Körper einen tückischen Eigen- und Hintersinn: Unbelebte Dinge erwachen zum Leben, Körperteile kehren sich gegen das organische Körperganze, Worte zeitigen buchstäbliche Wirkungen. Insbesondere die Slapstick-Tradition der Filmkomödie kann als ein Laboratorium solcher fiktionaler „Quasi-Körper“ (Rancière) und indeterminierter „Quasi-Kausalitäten“ (Deleuze) gelten: In den falschen Bärten, Doppelgängern und Wortspielen bei Charlie Chaplin, Buster Keaton und den Marx Brothers wird eine Logik des Unsinns in Szene gesetzt, die den gesunden Menschenverstand ad absurdum führt. Der Begriff des Quasi-Körpers soll im Forschungsprojekt in einem doppelten Sinne herausgearbeitet werden: 1) Als ästhetisch-technische Transformation des komischen Slapstick-Körpers. 2) Als die spezifische Körperlichkeit des Kinos selbst, das mittels einer Montage von heterogenen Dingen, Bildern und Tönen einen neuen kinematografischen Quasi-Körper erschafft.



CV

Sulgi Lie studierte Filmwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Bochum, Amsterdam und Berlin. Von 2005 bis 2015 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin und 2016 Postdoctoral Fellow der Volkswagenstiftung an der School of Cinematic Arts der University of Southern California, Los Angeles.



Publikationen

„From Shame to Drive. The Waning of Affect, or the Rising of the Drive-Image in Contemporary Hollywood Cinema," in: Nico Baumbach, Damon Young, Genevieve Yue (Hg.),  Social Text 127 (2016): The Cultural Logic of Contemporary Capitalism,  S. 45–70; Die Außenseite des Films. Zur politischen Filmästhetik, Berlin / Zürich 2012 (englische Übersetzung unter Vertrag bei Amsterdam University Press in der Reihe Film Culture in Transition, hg. von Thomas Elsaesser, in Vorbereitung für 2018); gem. mit Julian Radlmaier (Hg.), Jacques Rancière: Und das Kino geht weiter. Schriften zum Film, Berlin 2012.

Die Freuden der Entfremdung

Charlie Chaplins „City Lights“ gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte, voll Tragik und Komik. Eine Versöhnung dieser Gegensätze lässt der Film nicht zu – und trifft damit unsere entfremdete Gesellschaft, so der Filmwissenschaftler und IFK_Research Fellow Sulgi Lie in einem Gastbeitrag auf science.orf.at.

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The Positive Negative

The conference aims to address these paradoxes of film comedy’s positive negativity from a variety of theoretical angles.

Cinema and Comedy, Conference 5 May 6 May 2017, Berlin

Organized by Sulgi Lie (Research Fellow, IFK Vienna) with generous support of the Volkswagen Foundation.

Program

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Tagung: Infrastructure: The City as Negotiation between Nature and Power

Referierende: Philip Ursprung, Antonia von Schöning, Hannah Baader, Barbara Berger, Alexander Birchler, Sandro Bisà, Maarten Delbeke, Markus Krajewski, Adrian Lahoud, Sulgi Lie, Milica Topalovic". 16. bis 17. Juni 2017, Venedig

Details

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03 April 2017
18:15
  • Lecture
IFK
Sulgi Lie

DIE FREUDEN DER ENTFREMDUNG. CHARLIE CHAPLINS „CITY LIGHTS“

Charlie Chaplins „City Lights“ gilt auch deshalb als großes Meisterwerk der Filmgeschichte, weil Komödie und Melodrama auf eine neue Art und Weise zusammengeführt werden. Sulgi Lie geht in seinem Vortrag von der Annahme aus, dass diese Synthese weniger auf einer harmonischen Versöhnung, sondern vielmehr auf einem strukturellen Antagonismus zwischen Komik und Tragik basiert.

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