30 März 2020
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IFK

<<<<Achtung verschoben >>>BEETHOVEN UND TRANSNATIONALE ERINNERUNGSKULTUREN IN DEN ZWISCHENKRIEGSJAHREN

18:15
Erhard Amadeus Dier, „In Memoriam Beethoven“ (Radierung, 1927), veröffentlicht in der „Beethovenausgabe“ der Illustrirten Zeitung, 24. März 1927, S. 390

 

Wie ist es möglich, dass auch nach Ende des Ersten Weltkriegs die Beethoven-Jubiläen von 1920 und 1927 einen so deutlich transnationalen Charakter annahmen? Dieser Vortrag spürt den weltweiten Reaktionen auf Beethoven nach und fragt, warum die Erinnerungskulturen um den deutschen Komponisten weiterhin grenzüberschreitend blieben.

Braucht Musik Übersetzung? Im Gegensatz zu Literatur und Theater scheint Musik eine Form künstlerischen Ausdrucks zu sein, die über kulturelle und nationale Grenzen hinweg wirkt und eine universelle Bedeutung besitzt. Und wie kein anderer diente Beethoven als Leitbild für diese Idee des weltumfassenden Genies. Diese Vorstellung einer universalen Musik ist jedoch relativ modern: eine Erfindung des frühen 19. Jahrhunderts. Nach Ende des Ersten Weltkriegs stellte sich die Frage nach Beethovens Universalität erneut und in verschärfter Form, vor allem in den Jubiläumsjahren 1920 und 1927. Wie verschiedene Länder in ihren Beethoven-Jubiläen zwischen nationaler Identität und Universalismus vermittelten, gibt einen Einblick, in welcher Weise transnationale Erinnerungskulturen auch in der Musik Übersetzungskulturen sind. Während Sowjetbürger in Beethovens Symphonien beispielsweise einen Protorevolutionär hörten, vernahmen Amerikaner sie als die klingenden Symbole von Freiheit und Demokratie.

Annegret Fauser ist Cary C. Boshamer Distinguished Professor of Music an der University of North Carolina in Chapel Hill. Der Schwerpunkt ihrer Forschungen liegt auf den Schnittstellen von Musik und ihren sozialen, politischen und künstlerischen Kontexten, vor allem im 19. und 20. Jahrhundert. Derzeit ist sie IFK_Senior Fellow.

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