Bellizistische Spiele sind Echo wie Lautsprecher der Kriegsbegeisterung und -hetze, sie erzählen ein dunkles, bislang kaum bekanntes Kapitel der materiellen Kultur. Ähnlich wie Literatur, Plakat und Film dienten und dienen auch Spiele der politischen (Kriegs-)Propaganda. Durch Computersimulationen von Konflikten und den Einsatz von Kampfdrohnen, die von Soldaten in tausenden Kilometern Entfernung mit dem Joystick gesteuert werden, erscheint die Betrachtung des Verhältnisses von Krieg und Spiel aktueller denn je.
Im ersten Akt der „Letzten Tage der Menschheit“ erwähnt Karl Kraus das Jugendspiel „Wir spielen Weltkrieg!“. Je näher der Krieg rückte, desto stärker wurde in den kakanischen und wilhelminischen Kinderzimmern aufgerüstet. Bereits um die Jahrhundertwende bedienten militärische Spiele den Spielemarkt und die puerile Lust auf Exotik und abenteuerliches Leben. Zusehends wurde das Publikum auf Vaterlandstreue eingeschworen, Feindbilder wurden in den Erzählungen der Gesellschaftsspiele konstruiert und durch karikatureske Grafiken eingeübt. Überzeugt wurde niemand, aber effektiver als mit anderen Medien gelang es durch Spiele, direkt in die Familien vorzudringen. Die Tagung geht in vier Panels dem Verhältnis von Spiel und Krieg, dem Spiel als Medium politischer Propaganda vor allem im 20. Jahrhundert nach. Analysiert wird die Instrumentalisierung von Brett- und Kartenspielen bis zu Sportspielen und Kriegssimulationen am Computer.
KONZEPTION: Ernst Strouhal (Universität für angewandte Kunst Wien)
TEILNEHMERINNEN: Franz Ablinger (Wien), Gejus van Diggele (Hazerswoude), Brigitte Felderer (Wien), Günther Fleck (Wien), Mathias Fuchs (Lüneburg), Stephan Günzel (Berlin), Manfred J. Holler (Hamburg), Margarete Jahrmann (Zürich), Larisa Kočubej (Wien), Lydia Mischkulnig (Nagoya/Wien), Rolf Nohr (Braunschweig), Ulrich Schädler (Freiburg), Adrian Seville (London), Ernst Strouhal (Wien), Georg Spitaler (Wien), Susana Zapke (Wien), David Tartakover (Tel Aviv), Ingo Zechner (Wien)
In Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien, Abteilung Kulturwissenschaften
Ort: IFK
Abstracts_Agon-und-Ares.pdf (226,0 KiB)
Programm_Agon-und-Ares.pdf (192,5 KiB)
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