24 April 2013
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26 April 2013
  • Conference
IFK

Charisma und Akklamation. Figuren der Souveränität nach dem Ende des Königtums

Den vielfältigen Figuren, die als Konkursverwalter der alteuropäischen Souveränität auftreten – von den Nach- und Zerrbildern Napoleons über die Figur des Demagogen und Massenführers des 19. Jahrhunderts bis hin zur „Führererwartung“ der Weimarer Republik –, wird in dieser Tagung in interdisziplinärer Perspektive nachgegangen. Es werden politische und soziale Konzeptionen von Autorität, Führerschaft und Akklamation gesichtet.

 

Nach dem Sturz des Königs kommt die Zeit der Führer: Um 1800 treten auf die Bühne der Politik Volkstribune wie Robespierre und Danton, erfolgreiche Militärs wie Napoleon, aber auch selbsternannte Propheten und Massenführer. Aber was dem König durch eine politisch-theologische Tradition „gottgegeben“ zugesprochen worden war, muss der Führer sich mühsam erarbeiten: eine Autorität, die an seine Person gebunden ist und zugleich ganz „im Auge des Betrachters“ liegt. Max Weber hat dies folgenreich in den Begriff „Charisma“ eingebracht und zugleich darauf hingewiesen, dass die ganze Macht des Charismatikers in der „Akklamation“, also der Hingabe und Loyalität einer Anhängerschaft liegt, die jederzeit auch wieder entzogen werden kann. Darüber hinaus soll „Charisma“ als Zuschreibung gerade im Spiegel literarischer und medialer Repräsentation betrachtet werden, die die imaginäre Konstruktion von Akklamation herstellt und trägt. Literatur, Theater, Fotografie und Film sind Medien, die gerade die theatralische – rhetorische und gestische – Seite des charismatischen Auftritts ausleuchten; Romane dagegen erzählen vom Einbruch des charismatischen Herrschers als sozialem Experiment, in dem eine Gruppe unter den „Bann“ charismatischer Autorität gerät. Literatur und visuelle Medien machen die Mechanismen von Charisma und Akklamation sinnfällig, sind aber auch Instrumente der Analytik ihres Funktionierens. Im Gespräch zwischen LiteraturwissenschafterInnen, HistorikerInnen, SoziologInnen, BildwissenschafterInnen und PolitologInnen wird diesen Aspekten genauer nachgegangen.

 

 

TEILNEHMERINNEN: Andreas Anter (Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig), Ulrich Fröschle (Institut für Germanistik, Technische Universität Dresden), Lucas Gisi (Deutsches Seminar, Universität Basel), Claude Haas (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin), Alois Hahn (Institut für Soziologie, Universität Trier), Sebastian Haselbeck (Department of German, Max Kade Fellow, University of California Berkeley), Stephan Müller (Institut für Germanistik, Universität Wien), Clemens Pornschlegel (Deutsche Philologie, Ludwig-Maximilians-Universität München), Daniel Ursprung (Historisches Seminar, Abteilung für Osteuropäische Geschichte, Universität Zürich)

 

KONZEPTION: Eva Horn (Institut für Germanistik, Universität Wien), Martina Süess (Institut für Germanistik, Universität Wien)

 

Ort: IFK