28 Januar 2013
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IFK

VON BAD BOYS, VERSCHWÖRERN UND KÖNIGSLEICHEN. SHAKESPEARES REGIZIDE

In der Epoche der Frühen Neuzeit gilt Regentschaft als Zeichen göttlicher Gnade. Die Souveränität des Herrschers ist somit nicht verhandelbar, nicht von Menschen be- oder verurteilbar. Der Platz des Königs kann in diesem Denksystem nicht vakant bleiben. Was geschieht nun, wenn der natürliche Körper des Herrschers zerstört wird? In exemplarischen Texten Shakespeares geht Florian Baranyi der Frage nach, welche Gefahr für die Stabilität gesellschaftlicher Ordnung von einem Angriff auf das Leben des Regenten ausgeht. Und welches politische Kalkül dem Königsmörder den Platz als Herrscher sichert.

 

In der politischen Theologie der Frühen Neuzeit bildet die Ermordung des Regenten das größte denkbare politische Skandalon. Die absolutistische Herrschaft des Königs wird in dieser Epoche von zwei wesentlichen Diskursen legitimiert. Die Staatstheorie schreibt den Souverän als Garanten für den Frieden nach außen und innen, als zentrale Gewalt gegen den „bellum omnium contra omnes“ (Hobbes) fest. Gleichzeitig wird Herrschaft als Zeichen göttlicher Gnade angesehen. Neben diesen legitimierenden Positionen entwickeln sich in der Nachfolge Niccolò Machiavellis Theorien, die rein auf dem Willen zur Macht des Subjekts beruhen. In seinen Stücken bearbeitet Shakespeare wiederholt den infamen politischen Akt des Regizids. Die Usurpatoren und Verschwörer, die seine Texte bevölkern, werden von der Vorstellung eines kontingenten Zustandes getrieben - ihrer eigenen Herrschaft. Florian Baranyi untersucht, welches Wissen über Regierungspraxis und -legitimation Shakespeare verarbeitet und in welches Verhältnis sich seine Texte zu diesem Wissen setzen, indem sie die Thesen darstellen, vorstellen und sie – auf offener Bühne – gegeneinander ausspielen.

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