Vortragsmitschnitte

Tagung »Alltagsgeschichten von Flughäfen«, Vortrag von Annegret Pelz





Annegret Pelz Flugplatz. Startpunkt literarischer Imaginationen


Um globale Krisen kritisch zu perspektivieren, nimmt die literarische Phantastik Abstand. Die satirische Erzählung Ikaromenippus oder die Luftreise (2. Jhd.) liefert dafür das scharfsichtige Muster. Hier ist genauestens beschrieben, wie der Protagonist Menipp die entsprechende Flughöhe gewinnt, um vom Mond und vom Olymp aus (keine) Aufklärung zu finden. Davon ausgehend widmet sich der Vortrag zeitdiagnostischen Texten des 20. Jahrhunderts (Karl Kraus, Daniel F. Galouye, Günther Anders), die versuchen, das Monströse und Enorme zweier Weltkriege und des sich abzeichnenden digitalen Totalitarismus in der Tradition der menippeischen Satire zu fassen. Insbesondere Günther Anders’ Reflexionen über Weltraumflüge geben zur Zeit der sowjetischen und US-amerikanischen Raumflüge der 1960-er Jahre der Hoffnung Ausdruck, dass der technisch, per Fernseher, ermöglichte Blick auf den »im Ozean des Raumes schiffbrüchig herumschwimmenden« Globus nun endlich die Erkenntnis bringen möge, dass die Welt »wirklich eine ist«.
 
Annegret Pelz ist Key Researcher der Forschungsplattform »Mobile Kulturen und Gesellschaften« und Professorin i. R. am Institut für Germanistik der Universität Wien.
 
Publikationen (u. a.):
gem. mit Grażyna Kwiecińska und Ulrike V edder (Hg. ), T ransformationen und T ransf ers. Literarische Raumordnungen und ihre Dynamisierung, Köln/Weimar/Wien: Böhlau (in Vorbereitung); gem. mit Alexandra Ganser (Hg.), Mobile Kulturen und Gesellschaften / Mobile Cultures and Societies, Göttingen: Vienna University Press 2021; gem. mit Birgit Erdle (Hg.), Augenblicksaufzeichnung – Momentaufnahme. Kleinste Zeiteinheit, Denkfigur, mediale Praktiken, Paderborn: W. Fink 2021; gem. mit Birgit Erdle (Hg.), Ilse Aichinger Wörterbuch, Göttingen: W allstein 2021 .