Vortragsmitschnitte

Tagung: Radikale Imagination. Cornelius Castoriadis. Vortrag Sascha Dickel: «Die Imagination der Kommunikation»





Sascha Dickel Sprechende und schreibende Maschinen wandern in den Alltag. Das augenfälligste Phänomen sind dabei digitale Assistent*innen wie Apples Siri oder Amazons Alexa. Diese verkörpern die kulturelle Alltagserfahrung von künstlichen Systemen, die von Nutzer*innen angesprochen werden können und ihren Worten lauschen. Damit beginnt sich ein neues Paradigma der Beziehung von Mensch und Maschine anzudeuten, in welchem digitale Anwendungen die gesellschaftliche Kommunikation nicht mehr nur irritieren, strukturieren und kanalisieren. Sie scheinen an ihnen nun auch als adressierbares Gegenüber und als Quelle von Mitteilungen teilzunehmen. Die im Vortrag entfaltete These ist, dass die Imagination kommunizierender Technik eine spezifische Ordnung des Mensch-Maschine-Verhältnisses instituiert: Computertechnologie wird durch das Design kommunikativ angelegter Interfaces einerseits personifiziert – womit sich das Versprechen verbindet, dass sie sich nahtlos in die Gesellschaft einfügen lässt. Zum anderen wird die Fremdheit der Computertechnologie durch eben diese Personifizierung unsichtbar gemacht, womit Computertechnik noch weiter in den infrastrukturellen Hintergrund gesellschaftlicher Praxis rücken kann: An die Stelle objekthafter Technik tritt eine kommunizierende Entität, welche Menschen als Kommunikationspartner*in angeboten wird, und als solche behandelt werden kann. Die Bedingung für eine solche Inklusion kommunizierender Maschinen verortet der Vortrag im Imaginären kybernetischer Kommunikation als zentralem Modus des Sozialen.


  Sascha Dickel ist Professor für Mediensoziologie und Gesellschaftstheorie an der Johannes GutenbergUniversität Mainz. Er habilitierte 2019 an der TU München zur sozialen Expansion der Wissenschaft und promovierte 2010 an der Universität Bielefeld zu Utopien menschlicher Optimierung. Seine Forschungsund Lehrtätigkeiten führten ihn u. a. nach Cardiff, Washington, Berlin und Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der digitalen Kommunikation, der Wissenschafts- und Technikforschung sowie der Analyse von Zukünften.Zum Workshop